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  • 3. Aug. 2022
  • 1 Min. Lesezeit

Takeover of the URL kunsthalleberlin.de

Thanks to the broad protest led by the artistic community against the private Kunsthalle Berlin run by W. S., it is already history again after barely three months and a total of one exhibition. However, the criticism of structures that enabled the association, the Bonn Foundation for Art and Culture, to draw on public resources of considerable magnitude in Berlin remains. The decision to revise this mistake after the hasty extension of the contract, by finally responding to the demands of the public, has been an important turning point and intermediate step in a cultural and more social urban development policy, which means that further sustainable steps are still needed.


By taking over the URL Kunsthalleberlin.de, the City of Project Spaces supports the transformation processes necessary for this by continuing, as an artistic initiative, the notion of a democratically legitimized house that Walter Smerling wrongly claimed. The first redirection of the URL to the website of the Project Space Festival 22 will be used to make the events of 31 artistic project spaces and project initiatives visible as the idea of a polycentric Kunsthalle.


In the future, the City of Project Spaces will share the URL with other artistic initiatives working for more equitable distribution of public resources and sustainable urban development processes. More to come soon.




Von Tobias Michnik und Leander Nowack Man sieht sie eigentlich nicht. Man muss wissen, dass sie da sind. Tobias Michnik und Leander Nowack machen sie mit ihrem Buch für alle sichtbar. Und ist man einmal aufmerksam geworden, kann man sie nicht mehr übersehen: Die – ehemaligen – Bushaltestellen auf der Berliner Stadtautobahn.

Bushaltestellen auf der Stadtautobahn sind paradox, denn sie konterkarieren die grundlegende Idee der Autobahn als dem Verkehrsweg, an dem die Trennung der Verkehrsmittel perfekt wird, an dem der Verkehr ungehindert fließen soll und zu dem Fußgänger eigentlich keinen Zutritt haben.

Doch im West-Berlin der 1950er Jahre entstand auf der neuen Stadtautobahn genau das: ein Stadtautobahnbus nach amerikanischem Vorbild, mit 13 Haltepunkten inklusive Busspuren, Wartehäuschen und Treppenhäusern. Man wollte die Verkehrseuphorie mit allen Bürger*innen teilen. Doch die Vision währte nicht lange. Wenige Jahre nach der Fertigstellung wurden die ersten Haltestellen bereits nicht mehr bedient. Viele ihrer Baukörper allerdings verbleiben bis heute entlang der Stadtautobahn – zurückgebaut, umgenutzt, leerstehend. Beinahe unsichtbar. Das Buch arbeitet erstmalig Gestaltung, Geschichte und Potential dieser bislang kaum thematisierten Infrastrukturräume auf und stellt dabei ihre einzigartige Funktion als Verbindungsbauten zwischen Stadt und Stadtautobahn heraus.

Tobias Michnik und Leander Nowack, beide Architekten, beleuchten in Wort, Fotografie und Zeichnung die Entstehung, Gestaltung und Transformation der Verkehrsbauwerke, sowie die ihnen zugeschriebenen Werte und Bedeutungen. Die Autoren stellen damit die Bauten als Produkt der gesellschaftlichen, technischen und politischen Bedingungen ihrer Zeit vor, ebenso als urbane Räume, die von unterschiedlichen Akteuren zu unterschiedlichen Zeiten anders verstanden wurden. Und heute? Was bleibt von dieser einzigartigen architektonischen Typologie? Michnik und Nowack geben überraschende Antworten.

Übergangsräume. Die Bushaltestellen auf der Berliner Stadtautobahn von Tobias Michnik und Leander Nowack 224 Seiten 17 x 24 cm 196 Abbildungen, davon 33 farbig 107 Zeichnungen Satz und Gestaltung: Vivien Hoffmann ISBN: 978-3982-0586-3-4 Urbanophil 04/2021 29 €


Maximilian Klinge macht seit Jahrzehnten Kunst in Kreuzberg. Doch nun soll er raus aus seinem Atelier. Die Besitzerin will ihn verdrängen.

TAZ, 29. 6. 2022 von Susanne Messmer



An der Wand seines halb leer geräumten Ateliers hängen ein paar platt gedrückte Käfige, wie man sie zur Haltung von Hamstern, Kanarienvögeln oder Wellensittichen benutzt. Maximilian Klinge, der in seinem rohen, aber charmanten Raum seit über 30 Jahren Kunst und Grabmale macht, hat diese Käfig-Skulpturen, die vor etwa 20 Jahren entstanden sind, „Flacher Wohnen“ genannt.

Es ist, als hätte er schon damals geahnt, was auf ihn – wie auf viele Künst­le­r*in­nen in dieser Stadt – zukommen wird. Zwar wird der 58-jährige Bildhauer und Maler nicht flacher wohnen müssen, aber vielleicht bald enger arbeiten. Nach zwei Verlängerungen soll er zum 30. Juni aus den so genannten Mühlenhaupthöfen im Kreuzberger Chamissokiez ausziehen. Die Begründung der Kündigung: Der Raum wird für das Kurt Mühlenhaupt Museum gebraucht.

2019 brachte Hannelore Mühlenhaupt, die Frau des 2006 verstorbenen Berliner Malers Kurt Mühlenhaupt, das Museum von Bergdorf in Brandenburg nach Kreuzberg. Mühlenhaupt hatte die 2.600 Quadratmeter großen Höfe kurz vor der Wende gekauft. „Damals war das Ensemble heruntergekommen“, berichtet Klinge.

Heute wirken die Backsteingebäude, vor denen zahlreiche Blumentöpfe stehen und an denen schöne Rosen ranken, wie die gelungene Kulisse eines Films über die wilde Westberliner Boheme der Nachwendezeit, in der das Leben noch wenig kostete. Noch immer befinden sich hier ein Puppenspieltheater, Künstlerateliers und das Theater Thikwa, ein Theater, in dem seit 1990 Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Theater und Kunst machen.

Der erste, der sich wehrt

Doch wegen der Erweiterung des Museums mussten laut Klinge bereits einige Künst­le­r:in­nen ausziehen. Klinge ist der erste, der sich gegen die Kündigung wehrt. Er hat die Unterstützung des Atelierbeauftragten im Kulturwerk des Berufsverbands Bildender Künst­le­r*in­nen Berlin (bbk), Martin Schwegmann, der immer wieder auf die prekärer werdende Lage der Berliner Künst­le­r*in­nen und den wachsenden Verdrängungsdruck hinweist, dem diese ausgesetzt sind.

Ende Mai hat sich Klinge an Katrin Schmidberger gewandt, Sprecherin für Wohnen und Mieten der Grünen im Abgeordnetenhaus. „Wir entmieteten Künstler sind ohne bezahlbare Arbeitsräume in unserer Existenz fundamental bedroht“, heißt es in der von vier Künst­le­r:in­nen unterzeichneten E-Mail, darunter Klinge. Auch Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) und den Senator für Finanzen Daniel Wesener (Grüne) hat Klinge gebeten, die Atelierräume und Werkstätten in den Mühlenhaupthöfen zu erhalten.

Beim Grundbuchamt hat der Künstler Auszüge aus dem Kaufvertrag eingesehen, die der taz vorliegen. Darin räumt der Käufer dem Land Berlin ein „jederzeitiges Ankaufsrecht ein“, und zwar für den Fall, „dass das Betreiben des Gewerbehofes für Mode, Kunst und Handwerk eingestellt“ wird. Wesener bezweifelt gegenüber der taz, dass die „öffentliche Hand bei einem so alten Vertrag noch einen Fuß in die Tür bekommt“, versichert aber, man werde sich den Fall ansehen. Auch in der Kulturverwaltung schätzt man den Fall als interessant ein. „Allerdings stellt sich die Frage, ob die Erweiterung des Museums nicht ebenfalls unter Kunst fällt“, so Pressesprecher Daniel Bartsch zur taz.

Berliner Mischung in Gefahr

Klinge ist der Ansicht, dass nicht nur sein Atelier, sondern die hier erhaltene und „selten gewordene Berliner Mischung aus Kunstproduktion und Handwerk“ in Gefahr sei. Tatsächlich ist er nicht der Einzige, der über den permanenten Verdrängungsdruck und die hohe Fluktuation klagt, den Hannelore Mühlenhaupt verursache.

Für die taz ist Mühlenhaupt selbst allerdings nicht zu sprechen. Die künstlerische Leiterin des Mühlenhaupt Museums Christina Schulz hingegen schon. Sie schwärmt von der so kooperativen wie „kreativen Atmosphäre“ auf dem Hof und bemängelt, dass Klinge nie Frau Mühlenhaupt habe sprechen wollen. Auf die Gegenfrage, warum Frau Mühlenhaupt nicht auf ihren langjährigen Mieter zugegangen sei, weiß sie nichts zu sagen. Sie weicht auch der Frage aus, wie viele Küns­tle­r*­in­nen bislang gehen mussten.

Hannelore Mühlenhaupt hat gegenüber anderen Medien behauptet, man habe Klinge gekündigt, weil andere Mieter wie das Theater Thikwa zu kündigen nicht in Frage gekommen sei. Doch das Theater weiß anderes zu berichten. „Frau Mühlenhaupt wollte uns weghaben und hat uns mehrfach gekündigt“, so berichtet Geschäftsführer Herbert Jordan der taz. Erst nachdem man in die Auseinandersetzung gegangen sei und viele Monate gekämpft habe, sei der Mietvertrag bis 2032 ausgehandelt worden. Allerdings habe sich die Miete fast verdoppelt, man habe auf Räume verzichten und auf eigene Kosten andere Räume tauschen müssen.

Zuletzt hat Maximilian Klinge noch 7 Euro pro Quadratmeter für sein Atelier gezahlt. Auch, wenn er die Atmosphäre in den Höfen inzwischen als „vergiftet“ bezeichnet: In ähnlich zentraler Lage etwas vergleichbar Günstiges zu finden dürfte derzeit in etwa so wahrscheinlich sein wie sechs Richtige plus Superzahl. Nach wie vor gibt es in Deutschland keinen wirksamen Schutz für Gewerbemieter*innen.

Maximilian Klinges Hände Foto: Doro Zinn

Prekäre Kunst

Daran haben auch andere Berliner Künst­le­r*in­nen nicht erst seit Corona schwer zu knapsen. Laut aktuellem Weißbuch Atelierförderung, das der bbk letztes Jahr herausgebracht hat, verdienen bildende Künst­le­r*in­nen im Schnitt 1.163 Euro im Monat. 2020 ist das Einkommen von 85 Prozent der Befragten im Vergleich zu 2007 sogar noch gesunken.

Sie können sich die Gewerbemieten in Berlin schon lang nicht mehr leisten. Darum wiegt es um so schwerer, dass die Berliner Kulturverwaltung bis Ende 2021 lediglich 282 neue Ate­liers geschaffen hat. Das sind gerade mal 14 Prozent der 2.000 neuen Ateliers, die nötig gewesen wären, um nur einem Drittel der 8.500 in Berlin arbeitenden bildenden Künst­le­r*in­nen gesicherte Arbeitsräume anbieten zu können, so das Weißbuch.

Die Geschichte von Maximilian Klinge ist nicht nur die eines Künstlers, dem es wie vielen anderen geht. „Jeder Raum zählt“, so der Atelierbeauftragte des bbk, Martin Schwegmann.

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