BETON Berlin 12 | Lara Nelke

 

In Alexander Mitscherlichs Buch "Die Unwirtlichkeit unserer Städte, Anstiftung zum Unfrieden" (Suhrkamp Verlag, Frankfurt, 1965) kritisiert er eine Funktionstrennung in Städten, aus der eine „Unwirtlichkeit“ resultiere, die „niederdrückend“ wirke. Weiter beklagt er die Zerstörung und Zersiedlung des städtischen Umlands, die wachsende „Stadtwüste“ und das Fehlen eines strukturierenden Städtebaus sowie den Verlust klassischer Stadtstrukturen.

Lara Nelke thematisiert für ihre Ausstellung BETON Berlin 12 eine aktuelle städtebauliche Situation, die den Begriff  "Stadtwüste" von Mitscherlich perfekt beschreibt. Den Ort, den Lara Nelke für ihre künstlerische Auseinandersetzung okkupieren wird, erweist sich in vielerlei Hinsicht als problematisch. Wo einst Freiräume, Natur und städtisches Grün eine lebendige und wichtige Schneise in diesem Bezirk bildeten, macht sich nun eine wahre Wüste breit. Dieser Anblick wirkt wie eine Metapher auf das, was auf uns und folgende Generationen zukommen wird: eine Art Apokalypse. Mit Ihrer Performance "girl boss is dead long live girl moss" reagiert Lara Nelke direkt und unmittelbar auf diese aktuelle und katastrophale städtebauliche Situation, die gleichzeitig eine fatale politische Fehlentscheidung darstellt.

In ihrer künstlerischen Praxis befasst sich Nelke mit den Infrastrukturen des Anthropozäns und Orten des Zusammenkommens. Insbesondere im urbanen Raum untersucht sie unsichtbare Machtstrukturen und interveniert diese. Mithilfe von Performance, ortsspezifischen, temporären Installationen und vermittelnden Objekten erschafft sie Miniaturen spekulativer Orte.